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Frage: Kobalt
Autor Christian Eckardt
Ort Leubsdorf in Sachsen (Deutschland)
Datum 3 August 2006
Thema Bergbau (Kobalt, Silber)
Frage  

Befasse mich mit der Geschichte meines Ortes und der Region. Schwerpunkt ist dabei die Besiedlung unserer Gegend und alles was davor lag.So u.a. auch der prähistorische Bergbau im Erzgebirge. Hinweise darauf sind äußerst selten. Sie wurden meiner Aufassung nach durch den umfassenden Bergbau seit den 12 Jh. gründlich beseitigt. Bin nun mehrfach auf dem Zusammenhang zwischen Schneeberger Kobalt und dem ersten Glas gestoßen.

Bisher waren das für mich immer nur Andeutungen und keine exakten Nachweise, exakte Belege dafür fehlten. Mich würde nun interessieren ob es chemische oder geologische Analysen gibt die eindeutig darauf hinweisen, dass es sich bei dem Glas (z.B.aus Ägypten) um Kobalt aus der Schneeberger Region handelt und wo solche zu finden sind.

In der Neuzeit wurde Kobalt in Schneeberg im wesentlichen erst nach dem Silber abgebaut und verwandt. Zuvor hat es ja die Bergleute aufgrund des ähnlichen Aussehens des Erzes wie Silber "genarrt" und wurde als "Koblod" bezeichnet.

Da für das Schneeberger Revier meinem derzeitigen Erkenntnisstand zufolge absolut keine Hinweise auf einen prähistorischen Silberabbau (in dessen Folge ja das Kobalt in damaliger Zeit hervortrat) bekannt ist, wäre es schon von Interesse, Belege für die Nutzung des Schneeberger Kobalts zu erhalten.

Ich wäre allen dankbar die mir bei der Beschaffung des eindeutigen Nachweises, dass es sich um Kobalt aus Schneeberg handelt, helfen könnten.

Antworten
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Uwe Topper
Zwei Hinweise

Hier zwei Hinweise aus dem Buch "horra" von Uwe Topper (Tübingen 2003):

S. 118: Folgten die Horra auf ihrer Erzsuche mit ihren Pferdewagen westwärts, dann ergaben sich immer nur lohnende Abstecher nach Süden, bis hin zum Erzgebirge, das seinen Namen in Ehren trägt, denn hier befinden sich einige der archäologisch ältesten Lagerstätten der frühen Metallzeit. Neben Kupfer, Zinn und Eisen war es vor allem der begehrte Farbstoff Kobalt, der den Reichtum dieser Landschaft in der Frühzeit ausmachte. Die Kunst der Glasherstellung ist dort noch heute berühmt. In den Venetianersagen (z.B. bei Schramm 1985) erfahren wir noch die seltsame Verquickung von Händlergeschichten und alchimistischer Mystik, die sich um Glasfärberei und Mineralsuche dreht.
S. 268 f.: John Dayton (1978) hat die Glasherstellung in Ägypten geprüft. Glas, vor allem das mit Kobalt blaugefärbte, ist eine Errungenschaft der Hyksos und tritt "gleichzeitig" in Mykene, Nuzi, an der Phönikerküste und im Hallstatt-Europa auf. Kobalt kommt nur an wenigen Orten der Alten Welt vor, etwa in Anarak im Iran, in Marokko und in Schneeberg im Erzgebirge. Das für die Glasfärbung in der Antike verwendete Kobalt läßt sich auf Grund seiner Beimengungen ganz sicher ins Erzgebirge zurückverfolgen, wo es als Abfallprodukt bei der Silberschmelze auftrat. Wo immer wir nun die blauen Glasperlen antreffen – in Amarna am Nil oder in Bet Schean in Israel, im Zweistromland oder am Nordrand der Alpen – müssen wir den zeitlichen und kulturellen Zusammenhang erkennen, den ich als Horra-Herrschaft bezeichnet habe. Gerade Böhmen und das Erzgebirge sind ja die Domäne der Glockenbecherleute. Und die ersten, stets kobaltblauen Glasflaschen wurden nicht geblasen, sondern in einem Gußverfahren hergestellt, das eine Nachahmung des Metallgusses war.

Literatur:
Dayton, John (1978): Minerals, Metals, Glazing and Man (London)
Schramm, Rudolf (1985): Venetianersagen (Leipzig)

Die Untersuchungen von Dayton sind sehr detailliert und bringen vermutlich gewünschte Hinweise (das Buch besitze ich nur als Fotokopie und kann es im Moment nicht einsehen).

Uwe Topper

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