Hier zwei Hinweise aus dem Buch "horra" von Uwe Topper (Tübingen
2003):
S. 118: Folgten die Horra auf ihrer Erzsuche mit ihren Pferdewagen
westwärts, dann ergaben sich immer nur lohnende Abstecher nach Süden,
bis hin zum Erzgebirge, das seinen Namen in Ehren trägt, denn hier
befinden sich einige der archäologisch ältesten Lagerstätten
der frühen Metallzeit. Neben Kupfer, Zinn und Eisen war es vor allem
der begehrte Farbstoff Kobalt, der den Reichtum dieser Landschaft in der
Frühzeit ausmachte. Die Kunst der Glasherstellung ist dort noch heute
berühmt. In den Venetianersagen (z.B. bei Schramm 1985) erfahren
wir noch die seltsame Verquickung von Händlergeschichten und alchimistischer
Mystik, die sich um Glasfärberei und Mineralsuche dreht.
S. 268 f.: John Dayton (1978) hat die Glasherstellung in Ägypten
geprüft. Glas, vor allem das mit Kobalt blaugefärbte, ist eine
Errungenschaft der Hyksos und tritt "gleichzeitig" in Mykene,
Nuzi, an der Phönikerküste und im Hallstatt-Europa auf. Kobalt
kommt nur an wenigen Orten der Alten Welt vor, etwa in Anarak im Iran,
in Marokko und in Schneeberg im Erzgebirge. Das für die Glasfärbung
in der Antike verwendete Kobalt läßt sich auf Grund seiner
Beimengungen ganz sicher ins Erzgebirge zurückverfolgen, wo es als
Abfallprodukt bei der Silberschmelze auftrat. Wo immer wir nun die blauen
Glasperlen antreffen in Amarna am Nil oder in Bet Schean in Israel,
im Zweistromland oder am Nordrand der Alpen müssen wir den
zeitlichen und kulturellen Zusammenhang erkennen, den ich als Horra-Herrschaft
bezeichnet habe. Gerade Böhmen und das Erzgebirge sind ja die Domäne
der Glockenbecherleute. Und die ersten, stets kobaltblauen Glasflaschen
wurden nicht geblasen, sondern in einem Gußverfahren hergestellt,
das eine Nachahmung des Metallgusses war.
Literatur:
Dayton, John (1978): Minerals, Metals, Glazing and Man (London)
Schramm, Rudolf (1985): Venetianersagen (Leipzig)
Die Untersuchungen von Dayton sind sehr detailliert und bringen vermutlich
gewünschte Hinweise (das Buch besitze ich nur als Fotokopie und kann
es im Moment nicht einsehen).
Uwe Topper
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