Debatte
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Islam und Geschichte Israels
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Hier
wird über den Aufsatz von Günter Lüling "Islam und
Geschichte Israels" debattiert.
Zuerst Der Bisher eingegangene Kommentare: |
WIN-1 | Dieser neue arabische Blick auf die Aporien Wellhausen-Schule... |
1
April 2006
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WIN-2 | Mit obenstehenden Randglossen gebe ich keine Zustimmung ... |
3
April 2006
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Peter Winzeler | Biel (Schweiz) |
1
April 2006
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Win-1
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Dieser
neue arabische Blick auf die Aporien der Wellhausen (-Noth) Schule ist
widerborstig und beachtlich. Ob die Amalekiter (ym-mlq) eher Nabatäer,
Hirten oder Volks-Könige (am-mlk) oder Weihrauch-Leute waren, bleibt
zu fragen. Zweifel haben mir die alttestamentlichen "Höhen"
(baamot) des Landes Kanaan schon früher erregt, denen
Lüling eine uterale Höhlen-Bedeutung zumisst. Frühchristliche Mariengeburts- und Drei Könige-Tradition hat ja auch den "Stall" von Bethlehem als Geburtshöhle eines Lichtkultes erinnert. Der Magier Balthasar (6. Jh) schliesst an den Chaldäer Belt-Sazzar des Buches Daniel an (-6.Jh./-2 Jh.), Melchior aber an Nabu, den beweihräucherten Luzifer der Morgenröte (helel ben sachar, arab. hilal) [Jes 14,12], der anscheinend vom Lichtkönig (malki-or) zum Moloch der Unterwelt, dem "molk" (melkart) der Phönizier und Karthager mutiert. Entsetzte Menschen suchten Zuflucht in Erdlöchern und Felsengrotten [Js 2,19]. Jeremia geisselt die BaMoT des Schmiedegottes Tofel/t, aber drunten (!) im Tal Ben-Hinnom, dem "Würgetal", wo man Kinder für den "Baal des Todes" (Baal-Mot) verbrannte [Jr 7,31f]. Diese Verschreibungen lassen eher auf Feuergrotten schliessen und auf die kenitischen Erzschmiede von Teval (Tebal), den Erzgruben Kilikiens, die - wenn der Wind aufkommt - höllische Gluten entfachen. Auch noch die Teflon-Pfanne erinnert den "teuflischen" Ursprung der Metallurgie. Sollen auch die Makkabäer, Galiläer und Zeloten in den Felsgrotten der Wüste Juda ihre Schwerter geschmiedet - oder ins Wasser getaucht - haben (vgl. Qumran) ? Wie sonst kamen die Jesus-Jünger zu "zwei Schwertern" ? Dass der Stall oder die "Krippe" von Bethlehem einmal eine Grotte war, bezeugen Justin [Dialog mit Tryphon 78,12] und Origines [C.Celsum I,44] wie das Protoevangelium des Jakobus, wo ein "grosses Licht in der Grotte" erschien [XVIII,1]. |
Peter Winzeler | Biel (Schweiz) |
3
April 2006
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Win-2
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Postscriptum:
Mit obenstehenden Randglossen gebe ich keine Zustimmung zur fundamental
antijüdischen Schau von Lülings (nativistisch auflebender) Blutrache-
und Messias ben Josef-Konzeption (im Kampf gegen Juda und Rom), die er im
Passah-Beitrag fortentwickelt und die jeden Zusammenhang mit Qumran verneint.
Zitat: "Denn Jesus und (?) seine Anhänger sind nicht Parteigänger
des orthodox-priesterlichen jüdischen Alten Testaments sondern des
nordisraelitischen häretisch-volksreligiösen Messias- und Höhenkultes
und infolgedessen der Apokalypsen oder Endzeitbücher, speziell
der Henochapokalypse, und sie erwarten diesen Schriften der Endzeiterwartung
gemäß, daß unmittelbar nach seinem, des Kriegsmessias Jesus
ben Joseph, Opfertod im Kampf und mit seiner Wiederauferstehung das Reich
Gottes die vollkommene Herrschaft auf Erden erhalten werde. Die traditionelle,
irdische Zukunft Jerusalems und des jüdischen Staates ist ihnen völlig
gleichgültig". Gewisse Anhänger mögen so gedacht haben.
Warum aber sollte der "Galiläer" Jesus ausgerechnet in Jerusalem
den Tod des gewaltlos leidenden Messias aus dem Hause Davids gesucht haben
? Warum wird den "Galiläern" bei Johannes Markus ein fundamentales
zelotisches Missverstehen der politischen Sendung Jesu angelastet ? Warum
bildet sich im "Johanneischen Kreis" (Oscar Cullmann) eine früheste
Jerusalemische Schau von jüdischen Christen mit täuferischem,
hohenpriesterlichem und klar rabbinischem Hintergrund ? Lassen sich die
Frontenbildungen des Bürgerkrieges von Judäa und Rom so einfältig
zeichnen, dass alle Juden (nicht nur die herodianischen) zur "Kollaborateuren"
werden ? Hier muss Lüling nicht nur gegen A.Schweitzer (den originalen!)
antreten, sondern auch gegen den orthodoxen Juden David Flusser und seine
ntl. gestützte Lektüre der Qumranrollen. In meiner Lukas-Serie
suchte ich die Annahme zu stützen, dass die überragende Gestalt
des Nazoräers Jesus (oder Joses) in alten rabbinischen, wie zelotischen
(makkabäischen) und essenischen Überlieferungen begegnet. Auch
die Qumranbibliothek lässt sich nicht einer einzigen Partei (des "Kriegsmessias")
zuordnen.
(Nativismus: ein Widererstehen archaischer Opferkulte und Stammesreligionen im Kampf gegen eine imperiale Übermacht, deren Symbole im Mythus der verkehrten Welt wiederkehren). |
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