Frage: Cairns

DebatteFragesteller: Felix Lange

Ort: Deutschland

Datum: Februar 2014

Thema: Verteilung der Cairns

 

Frage: zum Artikel von K. Walter Haug: Cairns in Deutschland?

Desweiteren interessiert mich, ob sich schon jemand an eine Übersichtskarte über die Verteilung der (großen) Cairns, zumindest Europas, herangewagt hat. Gab es viele unabhängige Zentren (ähnlich heutigen Hauptstädten) oder kann man von einem Zentrum, einer Art "antikem" Rom ausgehen, das im Vergleich weit und breit dominierend war? Gibt es hierzu (neue) Erkenntnisse?

Antwort: vom 16.2.2014 von K. Walter Haug

Eine interessante Frage, die sich aber so pauschal nicht beantworten lässt.
Die bekannten Cairn-Vorkommen in Frankreich konzentrieren sich auf die Bretagne insbesondere die Küstenregionen. Daneben gibt es eine größere Konzentration bei Bougon im Landesinneren sowie in Ostfrankreich im Gebiet von Saint-Soline. Diese Cairns werden dann schon in die Eisenzeit datiert. Damit ergibt sich eine Baudauer von etwa 4200 bis 500 v. Chr., also über fast 4 Jahrtausende hinweg, was erneut Zweifel an unserer gültigen Vorgeschichtschronologie aufwirft. Die ostfranzösischen Cairns könnten die geografische und chronologische Brücke zu unseren Cairns bilden, die wir ebenfalls den eisenzeitlichen Kelten zuordnen.
Wenn 4 Jahrtausende durchweg dieselbe Grabarchitektur dominierte, muss aber auch ein und dieselbe Kultur geherrscht haben. Also kann man die von Archäologen und Historikern aufgestellten, scharf getrennten Kulturepochen getrost vergessen. 
In Deutschland finden wir Cairns vom Rand der Mittelgebirge imTeutoburger Wald bis hinunter in die Schweizer Alpen. Selbst auf der Insel Sylt gibt es einen, den Denghoog.
Interessant ist, dass man vermehrt große Klöster in der Nähe großer Vorkommen findet, so beim Kloster Maulbronn, den zwei Klöstern bei Heidelberg Heiligenberg, dem Kloster Mariabuchen bei Lohr mit frei stehenden Cairns im ganzen Wald, etc.
Auch scheinen große keltische Oppida im Zentrum dieser Vorkommen zu stehen, z. B. Sternenfels, das Glauberg-Oppidum, Würzburg Marien-Festung, die wohl auf einem keltischen Oppidum aufbaut und eine zeitgleiche Rundkirche in der Form des Grabmals von Ravenna besitzt, etc.
Damit dürfte die Anbindung an keltische Bergfestungen und heidnische Heiligtümer, die christianisiert werden mussten, nahe liegen.

K. Walter Haug

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